Mythos Schaf Von Sündenböcken und Unschuldslämmern

Ein Film von Rosie Koch und Annette Scheurich, Dokumentation (43 Min)
MDR/ARTE, 2007

Es war einmal: Das Schaf. Lammfromm, wollig-weiß, der Inbegriff der Ruhe und Beschaulichkeit. Seit Urzeiten nährt und kleidet es uns und geht als Sündenbock für uns auf die Opferbank. Sprichwörtliche Unschuldslämmer gibt es in jeder Herde, aber eben auch ein schwarzes Schaf. Als ältestes Nutztier der Welt ist es tief verwurzelt in unserer Kultur. Eng verwoben mit unseren Traditionen erhielt es Einzug in unsere Mythologie und Sagenwelt.

Helmut Lenz ist Schäfer an der Teufelsmauer im Harz. Von Frühjahr bis Herbst weidet er seine Herde in der malerischen Landschaft. Ohne seinen Hund könnte er die 300 Schafe kaum bändigen. Der Agraringenieur war schon in seiner Kindheit fasziniert vom Zusammenspiel von Hund, Herde und Schäfer. Heute übt er seinen Beruf mit Leidenschaft aus. Dennoch ist für ihn die Schafherde auf der Blumenwiese nicht immer ein Sinnbild der Idylle. Harte Arbeit begleitet ihn durch die Jahreszeiten: Ob blütenreiches Frühlingserwachen, traumhafte Sonnentage in rot leuchtenden Klatschmohnfeldern oder spektakuläre Gewitterstürme, Helmut Lenz ist immer bei seiner Herde. Für Schäferstündchen bleibt keine Zeit…

Das Schaf ist nicht nur Bestandteil der Landschaft an der Teufelsmauer, es ist auch aus der menschlichen Kultur nicht mehr wegzudenken. Fabeln, Märchen und Legenden ranken sich um das heilige Tier. Schon die Götter der Ägypter nutzten die Stärke und Fruchtbarkeit der Widder in ihrer Symbolik. In der christlichen Kirche ist die Opferbereitschaft des Lammes höchste Tugend. Jesus Christus ist das Lamm Gottes, Agnus Dei, der unschuldig Leib und Leben für unsere Sünden gibt. Er ist auch der gute Hirte der verlorene Lämmer zur Herde zurückbringt.

Alte Traditionen um das Schaf erfreuen sich neuer Beliebtheit. Das Alpenstädtchen Die in Frankreich zieht einmal im Jahr die Blicke vieler auf sich: Beim großen Fest der Transhumanz anlässlich des Almauftriebes der Schafe. Dreitausend Schafe drängen sich auf dem Weg zur Almwiese durch die engen Gässchen des mittelalterlichen Städtchens. Jedes Jahr stürzen sich mehr Touristen mit großem Vergnügen in die Schaflawine. Um das einmal selbst zu erleben, verlässt selbst Helmut Lenz seine Herde und macht sich auf nach Frankreich. Mit Hackenstock, Hut und Weste bekleidet ist er dort deutlich als deutscher Schäfer zu erkennen und findet schnell Anschluss. Auch ohne Übersetzung versteht man sich schnell und so wird Helmut Lenz eingeladen, den Zug der Schafe mit anzuführen, zusammen mit dem französischen Schäfer Gerard Gory. Die gemeinsame Wanderung mit den Schafen über den Pass wird zum unvergleichlichen Erlebnis das Helmut Lenz nie vergessen wird.

Back to list